Archiv für Mai 2010
Route 66
Heute am Wäldchestag habe ich die Route 66 erreicht und auch auf dieser berühmten Straße die ersten Kilometer bis nach Amarillo, Tx. zurück gelegt. Zuvor ging es über den Red River hinein nach Oklahoma. Der Red River ist tatsächlich rot und man meint jeden Moment könnte die Kavallerie über den Fluß kommen. Genau wie in jedem Western….
Heute waren es ca. 370 Kilometer auf dem Bock. Erstmals mußte ich mit Motorradjacke fahren. Es war frisch und anfangs wurde ich sogar vom Regen erwischt. Das war bestimmt die Strafe für meine Trödelei. Denn anstatt um 8.00 Uhr bin ich erst wieder im 9.00 Uhr losgefahren. Um 8 war noch trocken 🙁
Das spannendste war irgendwo in einem Oklahoma-Nest. Da kam Jay mit einem Japan-Chopper auf die Tanke gefahren. Er hat mich gehört als ich in den Ort fuhr und er wollte mal schaun und fragen. Wenn er im Ruhestand ist, will er mit seiner Frau auch mal eine große Motorradtour machen. Das ist ja nicht weiter verwunderlich, aber Jay sah aus, als ob er bereits seit 20 Jahren im Ruhestand ist. Wann will er denn mit seiner Frau los ?
Die viel beschriebene Route 66 hat auf diesen Kilometern nicht viel zu bieten außer ein paar schöne alte Tankstellen, viel Gegend und noch mehr Mythos. Die eigentliche 66 führt meistens parallel zur Interstate 40 und wird kaum benutzt. Etliche Kilometer war ich dort alleine unterwegs. Im nachhinein wußte ich warum. Diese Straße hat sehr viele Schlaglöcher und die reparierten Löcher sind jetzt mehr ein Hügel. Es war ein mächtiges Gerüttel.
Hier in Amarillo bin ich im Motel, daß zur „Big Texan Steak Ranch“ gehört. Das Restaurant wird in jedem Reiseführer erwähnt, denn es gibt dort ein 72 oz (ca. 2 Kg) Steak. Wer das inkl. Beilagen innerhalb einer Stunde isst, muss es nicht bezahlen. Wer sich das traut, muss dann auf einer extra Bühne dieses halbe Rind essen, damit der ganze Laden seinen Spaß hat. www.bigtexan.com
Werde nachher mal schaun, ob es auch kleinere Portionen Fleisch dafür aber größer Gläser mit Getränken gibt. Muss meinen Ärger etwas runter spülen. Die neuen Batterien im GPS-Logger haben bereits nach wenigen Stunden schlapp gemacht. Es fehlen mir die letzten 30 Meilen der heutigen Etappe 🙁
Es ist deutlich zu merken, daß ich mich wieder in einem Touristengebiet befinde. Hier im Motel hat auch eine geführte Harley-Tour Rast gemacht.
Morgen geht es weiter auf der Route 66 in Richtung Westen. Ob ich einen Abstecher nach Santa Fe machen werde weiß ich noch nicht. Diese Stadt liegt auf 2.500 Meter. Bin mir nicht sicher, wie meiner Shovel die dünne Höhenluft bekommt. Außerdem hakt es beim Schalten vom 2. in den 3. Gang ganz gewaltig.
Das Wetter ist jetzt wieder sehr frisch. Hoffentlich ist es morgen wieder freundlicher. Ich schmiere mir lieber viel Sonnencreme auf meine Nase anstatt diese hinter dem schönen Tuch verstecken zu müssen
Uwe, Amarillo, TX
Von der Werkstatt in die Prärie
Gestern hatte ich mich doch noch in die Trucker-Kneipe neben dem Motel getraut. Von Innen sah der Laden deutlich besser aus, als es der Äußere Wellblech-Eindruck vermuten ließ. Es war so etwas wie eine Sportsbar. Ca. 20 Fernseher hingen an den Wänden und 4 Pool-Billard-Tische gabs auch noch. Einige Leute spielten miteinander Poker obwohl sie nicht an einem Tisch saßen, sondern im Raum verteilt waren. Jeder der Spieler hatte eine Konsole vor sich und der Spielverlauf war für die Spieler und für alle anderen Gäste über einige der Fernseher gut zu verfolgen. Sehr kurzweilige Angelegenheit ! Mitgespielt habe ich aber nicht, da ich mir nicht merken kann, ob ein Flash höher als eine Straight ist oder umgekehrt.
Einer der Pokerspieler saß neben mir, hies O´Rion McCormick und es entwickelte sich ein nettes Gespräch. O´Rion konnte sogar ein deutsches Wort: „Flammenwerfer“. Mein Motorradhelm hat ihm besonders gefallen und er hat gerne darauf unterschrieben.
O´Rion, it was nice to meet you. See you soon in Frankfurt, Germany
Am nächsten Morgen ging es dann in die Werkstatt um das Reifenproblem beheben zu lassen. Anstatt an Kette und Felge zu justieren wurde es dann sicherheitshalber doch ein neuer Reifen. Der 170er Hinterreifen ist zwar um einiges schlanker als der Reifen vorher, passt aber deutlich besser.
Die Jungs von der Werkstatt haben mir außer gute Reisewünsche dann auch noch eines ihrer Worker-Hemden als Souvenir mitgegeben.
Spontan habe ich die Reiseroute geändert. Anstatt über Abilene und Lubbock, will ich über Wichita Falls nach Amarillo fahren. Grund war, daß mir in den vergangenen Tagen jeder von dem ursprünglichen Weg abgeraten hatte. „Was willst Du denn dort ? Da gibt es außer Asphalt und Wüste nichts zu sehen.“ Generell stehen hier, außer Rinder, Pferde, Schafe und ein paar Esel (es gibt leider keine Esel im Oppenheimer TierGarten), ganz viele Erdölpumpen in der Prärie rum. Hier hat anscheinend jeder seine eigene Ölquelle.
Nach knapp 400 gefahrenen Kilometer kam ich dann in Vernon, TX an. Vor hier ist es jetzt nicht mehr weit nach Oklahoma, um erstmals auf die Route 66 zu stoßen. Idealerweiße sitze ich in Amarillo und esse Steak. 🙂
Sorgen bereitet mir, daß es auf dem vor mir liegenden Teilstück Klapperschlangen geben soll. Ich mag diese Tiere nicht !
So ungefähr die Hälfte meiner Tour liegt nun hinter mir. Der schönste Teil der 6000 Kilometer dürfte aber noch vor mir liegen – zumindest wenn ich den vielen Büchern und Reiseberichten glauben kann.
Gerne würde ich hier mal die aktuell gefahrene Strecke zeigen. Das Geo-Taggen funktioniert zwar sehr gut. Leider habe ich noch nicht rausgefunden, wie ich die daraus resultierenden Track-Karten exportieren kann. Aber ich arbeite fleißig an einer Lösung…..
Uwe, Vernon, TX
PS. Sorry für die Rechtschreibfehler. Aber beim Schreiben war ich heute „Hundemüde“ mit zufallenden Augen.. Werde morgen versuchen nachzubessern
Edit: Fehler ausgemerzt.
Cowboys – inkl. Update
Um der großen Nachmittagshitze zu entgehen, wollte ich bereits um 6.00 Uhr in Henderson losfahren. Mit 45 Minuten Verspätung ging es dann tatsächlich los. Der Weg nach Fort Worth führte vorbei an der einen und anderen Ranch. Die Brandzeichen waren an den Eingangstoren gut zu erkennen.
Die Kühe sehen hier auch nicht anders aus als die im Allgäu. Beim fahren habe ich mir überlegt, welche Rindviecher es denn besser haben. Die im Allgäu, die immer am Hang stehen müssen, oder die texanischen, denen immer die Sonne aufs Fell brennt….
Vor Fort Worth habe ich einen großen Bike-Laden mit Reifenservice in Arlington aufgesucht um den Hinterreifen checken zu lassen. Trotz viel Betrieb dort haben sie sich viel Zeit für mich genommen. Einen passenden Ersatzreifen müßten sie bestellen (die neueren Bikes haben > 15 Zoll). Plan B ist nun, die Kette ein ganzwenig zu justieren, damit sie nicht mehr am Reifen schleift. Das meiste ist ja schon abgewetzt … 🙂 Dafür haben die Schéauber aber erst am Montag Zeit.
Da ich eh mal einen Tag nicht viel fahren wollte, mache ich am Sonntag einen Tag Pause bei den Cowboy´s in Fort Worth, daß ja nicht weit weg ist – dachte ich. Nicht weit weg ist in den USA mal schnell 10 Meilen. Und bis ich dieses tags zuvor reservierte Motel gefunden hatte, vergingen nochmal 1,5 Stunden durch die Stadt. In die Werkstatt werde ich am Montag über die Interstate (Autobahn) fahren auch wenn es weiter ist.
Vom Motel gings dann mit der Taxe (Der Taxifahrer war aus Nigeria und hatte vor einem Jahr in der Green-Card-Lotterie gewonen) „ganz in die Nähe“ (4 Meilen) ins Historic-Zentrum, den Stockyard-District. Im Stockyard wird die Cowboy-Kultur intensiv gepflegt. Die Häuser sehen aus wie vor 150 Jahren, es gibt Saloon´s und Cowboy´s reiten oder laufen durch die Straßen. Natürlich gibt es an einer Ecke auch viel Touristenprogramm – vor allem für Kinder.
Aber es gibt auch große „coole“ Jungs, die dort mit ihren Harley´s, zwischen den Pferden, flanieren fahren, vorm Saloon parken und „dicke Hose“ machen. Da ich ja ein anpassungsfähiger Mensch bin, bin ich mit dem Taxi wieder zurück und habe mein Pony geholt, mein schönes neues Halstuch umgebunden und bin ebenfalls an den Saloon´s vorbei geritten und vor dem lautesten Laden cool angehalten und rückwärts eingeparkt. Die Jungs (Jungs= Schildfahrer, Männer trotzen dem Wind) und Begleitmädels haben mächtig gestaunt. Meine Flame-Shovel fiel unter den vielen relativ neuen Bikes richtig auf. Meine größte Sorge war, daß bei meinem lustigen Auftritt die Shovel aussetzen könnte. Sie hat aber gut mitgespielt. So konnte ich wie Wyatt Earp (oder eher Doc Holiday?) in den Saloon gehen um ein Bier aus dem Plastikbecher zu trinken.
Da es Samstag war, fand auch ein Rodeo statt. Das habe ich mir nicht entgehen lassen. Zum Glück, denn das war eine interessante und beeindruckende Veranstaltung. Da waren mal richtig harte Kerle am Start, die mit Lasso, Pferd und Kuh umgehen konnten. Und die Bullen (keine Polizisten) auf denen geritten wurde, waren furchteinflössend. Eine Show mit Hymne, Fahne und „God bless America“
Fortsetzung und Fotos zu diesem Artikel folgen…
„Reite“ jetzt erst mal zum täglichen Longhorn-Viehtrieb durch den Ort
Fortsetzung_
Als tägliche Attraktion wird ein 2 x täglich stattfindender Longhorn-Viehtrieb durch den Ort angepriesen. Wie in diesem großen Land üblich, war die Ankündigung rießig, der Viehtrieb eher überschaubar. Ein paar Cowboys mit perfekten Outfit trieben 15 Longhorns einmal gemächlich um vier Ecken. Die Hörner dieser Rinder sind aber weit mehr als „long“.
Den Tag habe ich mit einem Kessel Buntes und lesen am Pool verbracht. Nebenan gibt es eine Trucker-Kneipe. Mal schaun, ob ich mich dort rein traue. Die die dort sitzen, sind schon einige Budweiser lang dort drin.
Texas
Heute ist nicht viel passiert.
Keine Panne, gefühlte 10 Kurven auf sehr heißen 330 Kilometer. Das Highlight war der Wechsel von Louisiana nach Texas bei Logansport. Wie fast immer beim Wechsel der Bundesstaaten erfolgt dies über eine Brücke. Auffällig ist die unterschiedliche Bevölkerung in diesen beiden Staaten. In Louisiana gibt es sehr viele Afro-Amerikaner und kaum über die Grenze nach Texas, haben viele Menschen eine mexikanische Abstammung.
Die Sprache ist aber bei allen gleich unverständlich. Den Slang der hier gesprochen wird verstehe ich kaum. Umgekehrt haben mich die Leute hier erst wieder verstanden, als ich einem Kaugummi im Mund hatte. Keine Ahnung, ob es daran oder meinem Bemühen vernünftige Sätze zu bilden.
Bei der vielen Fahrerei treffe ich zwangsläufig meist nur an Tankstellen auf Menschen. Diese Tankstellen sind hier jedoch auch gleichzeitig ein Supermarkt, Imbiß, Lottoannahme und Truckertrteff u.v.m . Im Gegensatz zu unseren Tankstellen sind die Preise für Getränke oder Sandwich auch wie im Supermarkt und nicht wie in den Tankstellen-Apotheken in Germany.
An einer dieser Tankstellen kam ich mit einem unverständlich sprechenden Mann im Pick-Up ins Gespräch (wenn unser beider Genuschel so genannt werden kann). Irgendwie bekam ich dann mit, daß er vom Angeln und ich vom Wetter gesprochen habe. Natürlich haben wir irgendwann über meine Tour gesprochen. Er wünschte mir dazu viel Erfolg und er würde für mich beten. Das hat mich beeindruckt. So etwas hatte mir auch noch keiner gesagt.
Beim nächsten Tankstopp, an einer eher abgewrackten Tanke, traf ich auf Uncle Charly. Er hat mir gleich erklärt, daß er von 1967 – 1969 in Karlsruhe stationiert war. Er konnte sich noch gut an die schönen deutschen „Fräulein´s“ erinnern. Von Wiesbaden hatte erschon mal gehört, Mainz war ihm kein Begriff. Uncle Charly ist Member der „Black Hawks“, ein Biker-Club der Region. Er hat sich diese URL aufgeschrieben um mit seinen Kumpanen mal zu schauen. Anscheinend ist das Internet nicht fremd – cool ! Auf meinem Helm hat Uncle Charly auch unterschrieben. Dann ist er mit seinen gut getarnten Bierflaschen weiter spaziert.
In Texas traf ich dann noch „meinen“ ersten Indianer (ohne Bemalung + Pfeil und Bogen). Er wünschte mir im vorbeigehen ein „have a goog ride“.
Anscheinend war an diesem heißen Tag doch einiges passiert….
Uwe, Henderson, TX
PS. Die Shovel lief richtig gut. Bei der Hitze habe ich aber immer damit gerechnet, daß Motor oder Reifen „hoch“ gehen.
Huck, Jim und John
Der Rhein für Erwachsene oder auch Mississippi-River genannt, stand heute im Mittelpunkt meiner Fahrt. Los ging es direkt mit einer Brücke über den größten Fluss der USA. Die Art der Brücken ist in USA schon sehr außergewöhnlich (Foto). Da wird nicht viel drumherum gebaut, es geht auf kürzesten Weg steil über den Fluß. Da quält sich der eine oder andere Motor ganz gewaltig. Meine Befürchtung war, wenn mir jetzt die Shovel spinnt, rolle ich mal locker 2 Kilometer rückwärts runter. Etwas später hatte ich dann den ungeplanten Spaß mit einer Fähre wieder auf die andere Flußseite überzusetzen. Bei der Überfahrt habe ich gespannt nach einem Floß Ausschau gehalten. Aber „Huck“ Finn und Jim waren nicht zu sehen. Auf der anderen Seite bin ich dann noch eine ganze Weile am „Alt-Mississippi“ entlang gefahren.
Ziel war heute die Stadt Alexandria, mitten in Louisiana. Es war extrem heiß. Die größte Hitze ist hier zwischen 15 und 17 Uhr. Da ist kein Mensch auf den Straßen zu finden. Die wissen warum….. Nach einigen Schatten-Pausen, einmal 5 Minuten Regen und ca. 320 Km habe ich Alexandria erreicht.
Der heutige Tag endete wieder an einem berühmten Fluss. Hier fließt der Red River, der morgen überquert werden soll. Ob ich dann John Wayne sehe, der eine Herde Rindviecher durch den Fluß treibt ???