Towing 120 miles

Der Plan für Donnerstag war über Las Vegas (nicht das zum Zocken oder schnell Heiraten) nach Santa Fe, der schönen Hauptstadt von New Mexico  zu fahren. Die Strecke dort geht bis auf 2.000 Meter hoch und soll sogar Kurven haben. Aus dem Kurven fahren wurde (zum Glück ?) leider nichts. Beim Zwischenstopp in Santa Rosa, einen netten Ort mitten in der Wüste auf der Hochebene von New Mexico, habe ich feststellen müssen, daß  austretendes Öl auf dem Hinterreifen landet. Eine ordentliche Shovel ölt immer ein wenig, aber das war jetzt doch ein wenig zuviel. Es lies sich auch nicht feststellen woher das Öl genau kommt. Und mit einem öligen Hinterreifen fahren war mir dann doch erstmal zu unsicher.

In dem Wüstennest gab es überraschenderweise keine Motorradwerkstatt für alte Harley Davidson. Der AAA (amerikanischer ADAC) hat mir dann erklärt, daß meine ADAC-Karte nichts Wert sei, eventuelle Abschleppkosten sind selbst zu tragen. Der AAA hat mich zumindest an eine Werkstatt vermittelt, die auch einen Pannendienst betreibt. Der kam auch relativ schnell. Reparieren konnte er auch nichts aber er könne das Motorrad auf dem Trailer nach Albuquerque bringen. Das würde $ 400 kosten. Da ich aber in meinem anderen Leben auch mit dem Einkauf von Logistikdienstleistung zu tun habe, konnte wir uns dann auf $ 300 verständigen. Die Verhandlungen liefen ohne Excel-Tabellen und viele andere Analysen. Wenn es denn bei den Frankenbachs und Mosolfs dieser Welt nur auch so einfach ginge…

Bis aber ein Fahrzeug mit Trailer mich aufsammelte, vergingen noch ca. 2 Stunden. Einige Zeit davon habe ich im benachbarten Restaurant verbracht, die mir auch Strom für das Netbook gaben.

Als dann der Abschlepptrupp kam, dachte ich mir es wäre wohl besser gewesen mit veröltem Reifen weiter zu fahren. Die Jungs sahen sehr verwegen und das Fahrzeug, ein alter SUV, klapprig aus. Der Trailer schien neu zu sein. Die Shovel war relativ schnell aufgeladen und mit 3 Gurten fixiert. Mehr Gurte hatten sie auch gar nicht. Alle Gurte wurden vorne befestigt. Ich hätte es anders gemacht, aber mit diesen Fachleuten wollte ich nicht diskutieren.

Bevor wir zu dritt los fuhren, gab es noch einen Stopp beim DriveInn vom McD um Getränke für die 180 Km zu holen. Die Getränke habe ich bezahlt, in der Hoffnung das stimmt die Jungs milde und sie setzen mich nicht in der Wüste aus. Mit meiner Bewaffnung, einem schweizer Taschenmesser, machte ich mir wenig Hoffnung Probleme anderweitig regeln zu können.

Aber es kam fast ganz anders. Die beiden Jungs waren extrem cool und sehr nett. Sie haben auf ihren Handys Fotos von ihren Motorrädern und ihren Freundinnen gezeigt.  Glücklicherweise konnte ich da mithalten und habe auch mein Handy gezückt.  Den Schrauber zu dem ich wollte kannten sie und sie machten mir Mut, denn der sei richtig gut. Laute Musik, erst HipHop dann Country, begleitete unsere Fahrt. Der alte SUV war ein richtiges Disco-Auto. Der Laderaum war ausgefüllt mit Lautsprecher und Bassrolle. Die Sonnenbrille auf dem Armaturenbrett ist bei dem Sound mächtig gesprungen. Thomas Sp. Hätte hier bestimmt seinen Spaß gehabt.

Die Musikausstattung war auch das Beste an dem Auto. Meine Befürchtungen habe sich bewahrheitet. Nach 20 Meilen mußten wir auf der Autobahn anhalten. Ein Hinterreifen war platt. Da außer mein Motorradwerkzeug kein weiteres Werkzeug an Bord war, ging es auf der Felge bis zur nächsten Tankstelle, die zum Glück nur 5 Meilen entfernt war. Dort gab es dann Werkzeug und Wagenheber. Der Reifenwechsel ging extrem fix. Es waren ja Fachleute. Spannend wurde es nochmal als sich herausstellte, daß das Ersatzrad eine völlig andere Größe hatte. Hauptsache die Felge passte. Egal ob hinten links die Karre höhe steht….

Um die verlorenen Zeit aufzuholen und um noch in Werkstatt anzukommen bevor die Feierabend machen sind wir dann bis zu 80 Meilen/h gefahren. Erstmals war es ein Vorteil, daß es hier keine Kurven gibt. Das beruhigte mich auch nur ein wenig, denn ein paar Meilen weiter fing es ordentlich an zu regnen. Ein weiterer Volltreffer – hier regnet es eigentlich nur 1 x alle 2 Monate.

Wir kamen dennoch heil am Ziel an.

Dort haben sich sofort 3 Mann um meine Shovel gekümmert. So verölt wie sie war, konnten sie aber auch nur oberflächliche Diagnosen abgeben. Verabredet haben wir uns für den nächsten Tag. Da darf ich den Bock vom Öl befreien um dann sehen zu können, wo es leckt.

Die Abschleppjungs haben mich dann noch zu einem Motel gefahren. Sie wollten sicher sein, daß mir nichts passiert. Denn wir waren mitten in Gang-Gebiet. Brauch ich mein Taschenmesser vielleicht doch noch ???

Auch wenn es sehr ärgerlich ist wieder in der Werkstatt zu sein und nicht nach Las Vegas und Santa Fe zu kommen, war es ein außergewöhnlicher Tag. Leider hatte ich die Namen meiner beider Fahrer nicht richtig verstanden. Zumindest habe ich ein Foto machen dürfen und sie haben auf dem Helm unterschrieben.

Thanks to the guys from the towing-service. You did a good job and you supported my 6000km-adventure.

Uwe, Albuquerque NM

3 Kommentare zu „Towing 120 miles“

  • Thomas R.:

    Oje, das bleibt ja spannend. Frage die Zwei doch mal ob sie nicht einen Job in old Germany gebrauchen könnten. Ich denke da an Außendienst mit der Aufgabe Käufer, die nicht Zahlen, dazu dann doch zu motivieren.
    Na ja, vielleicht lang ja als Drohung auch erst mal das Foto.

    Ich gehe jetzt ins Wochenende und hoffe am Montag auf gute Nachricht.
    Good Luck!
    Thomas R

  • Gaby u. Udo F.:

    Hi Uwe,

    wir verfolgen Deine Fahrt mit großem Interesse und bewundern natürlich auch Deinen Mut. Wir hoffen das Deine Fahrt bald weiter geht und du Dein gestecktes Ziel noch erreichen wirst. — Ach übrigends Udo konnte auf Grund seines Mathe-Scheins (ha,ha) den Dreisatz für´s Steakgewicht lösen. 🙂
    Nun hoffen wir das du uns noch viele interessante Geschichten schreiben wirst auf Deinem Weg durch USA.
    LG
    Gaby u. Udo

    PS: Manuel Neuer ist die Nr. 1
    Philipp Lahm ist Kapitän

    Kommentar v. Udo: Wolfgang Overath ist leider nicht mehr im Aufgebot.

  • Karsten:

    Hallo Uwe,
    ich bin immer wieder begeistert, was für Typen Du auf Deinem Trip begegnest. Gibt es die wirklich „in Echt“? 😉
    Die beiden sind sind ja als „Argumentationshilfe“ ein Traum.
    Mach’s gut…
    Karsten