Huck, Jim und John

Der Rhein für Erwachsene oder auch Mississippi-River genannt, stand heute im Mittelpunkt meiner Fahrt. Los ging es direkt mit einer Brücke über den größten Fluss der USA. Die Art der Brücken ist in USA schon sehr außergewöhnlich (Foto). Da wird nicht viel drumherum gebaut, es geht auf kürzesten Weg steil über den Fluß. Da quält sich der eine oder andere Motor ganz gewaltig. Meine Befürchtung war, wenn mir jetzt die Shovel spinnt, rolle ich mal locker 2 Kilometer rückwärts runter. Etwas später hatte ich dann den ungeplanten Spaß mit einer Fähre wieder auf die andere Flußseite überzusetzen. Bei der Überfahrt habe ich gespannt nach einem Floß Ausschau gehalten. Aber „Huck“ Finn und Jim waren nicht zu sehen. Auf der anderen Seite bin ich dann noch eine ganze Weile am „Alt-Mississippi“ entlang gefahren.

Ziel war heute die Stadt Alexandria, mitten in Louisiana. Es war extrem heiß. Die größte Hitze ist hier zwischen 15 und 17 Uhr. Da ist kein Mensch auf den Straßen zu finden. Die wissen warum….. Nach einigen Schatten-Pausen, einmal 5 Minuten Regen und ca. 320 Km habe ich Alexandria erreicht.

Der heutige Tag endete wieder an einem berühmten Fluss. Hier fließt der Red River, der morgen überquert werden soll. Ob ich dann John Wayne sehe, der eine Herde Rindviecher durch den Fluß treibt ???

Gute und schlechte Nachrichten

Ich fange mal mit den guten Nachrichten an: Der Fahrer ist wohlauf und hat beim Fahren viel Spaß. An 10 Meilen geradeaus fahren habe ich mittlerweile auch gewöhnt (Roland: gibts auch Tricks für ein Tempomat am Moped ?). Ganz große Freude kommt immer auf wenn eine Kurve angekündigt wird. Die Enttäuschung ist dann groß, wenn deren Radius sich aber über mehrere hundert Meter erstreckt.

Die schlechten Nachrichten sind, daß ich in den letzten beiden Tagen nicht weit, nur bis kurz vor Baton Rouge, LA (Donaldsonville), gekommen bin. Einerseits gewollt, da ich am Dienstag etwas mehr Zeit in New Orleans verbracht habe, andererseits haben mich auch heute (Mittwoch) 2 Pannen aufgehalten. Am Morgen war mein ganzer Sprit ausgelaufen, da der Benzinhahn undicht war/wurde. Nachdem das geflickt und nachgefüllt war, hatte sich nach 30 Meilen das Schaltgestänge wieder verabschiedet. Diesmal ging aber, nicht wie beim ersten Mal, die entsprechende Schrauber auf dem Highway verloren. Zum Glück hat die Shovel ca. 500 Meter vor einem Eisenwarenladen gestreikt. Das Ding hatte wohl Mitleid mit mir. Diesmal gestaltete sich die Reparatur etwas schwieriger, aber dann lief sie wieder. Bei der Reparatur habe ich aber festgestellt, daß der Hinterreifen seitlich an der Kette schleift und schon deutlich abgewetzt ist. Anscheinend passt der 200er „Schlappen“ nur für die Galerie und nicht für den heißen Asphalt. Also muß ich nun mal schaun, ob ich irgendwo einen etwas schmaleren Reifen bekomme und jemanden finde, der diesen auch einbaut.

Zwischen meinen 2 heutigen Pannen, war ich mal beim Harley-Dealer zum geplanten Check. Nachdem ich denen erzählte was ich gerade mache und die die Shovel gesehen haben, konnte ich deren Blicke aber gut entnehmen, daß die mich für total bescheuert halten. Freundlicherweise haben sie das aber nicht gesagt und mir auch kein Geld für den Check abgenommen. Viel helfen hätten sie und werden mir andere Harley-Händler nicht können, da die Shovel doch arg „customized“ ist und das mit europäischen Teilen.

Ganz besonders toll ist die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Ami´s. Als mir am Dienstag wegen eigener Doofheit der Sprit ausging (im Nirgendwo- außer 6 feste Wohnmobile) hat mir jemand seinen Reservekanister in meinen Tank gekippt. Geld wollte er keines dafür…. Sobald ich mal am Straßenrand stehe und mir die Straßenkarte betrachte, hält auch schon einer an und fragt, ob er helfen kann. In einer Kneipe hat mir ein bis dahin unbekannter Thekennachbar spontan etwas von seinem Essen angeboten,weil meine Bestellung noch nicht fertig war. Dabei sehe ich ja gar nicht so verhungert aus….. Das war ein interessanter Typ. Ein Football-Coach auf Scoutingtour für seine Highschool. Von Soccer verstand er auch ganz viel. Er kennt Bayern Munich und erinnerte sich an einen deutschen Spieler mit einer Jimmy-Hendrix-Frisur. Wie sich rausstellte, hat er mal ein Bild von Paul Breitner gesehen. Die 05er kannte er leider nicht 🙁

Mittlerweile habe ich auch einen richtigen Sheriff getroffen. Nicht weil ich etwas angestellt habe, sondern weil er wissen wollte was ich für einen Akzent spreche und was ich vorhabe. Getroffen habe ich den (Chef-) Sheriff an einer Tankstelle in Mississippi nachdem er seinen dort Kaffee trinkenden Hilfssheriffs Anweisungen gegeben hatte. Das Ganze kam mir vor wie in „In der Hitze der Nacht“. Die Sheriffs sahen genauso aus und die Gegend war ja die gleiche.

So, jetzt ist auch die Sonne am Pool vom „Best Western“ in Donaldsonville untergegangen und ich will jetzt mal schaun, ob es hier im Niemandsland etwas zu Essen gibt. Ein Hooters gibts hier leider nicht – das habe ich schon rausgefunden 🙂
Uwe, Donaldsonville, LA

PS- Ich freue mich sehr über die Kommentare und die Gästebucheinträge – Vielen Dank

Abnutzungen

Mittlerweile bin ich in Mississippi angekommen. Zuvor ging es duch Alabama. Es war mal wieder extrem heiß. Die angekündigten Gewitter ware weit weg. Der Ort in dem ich bin heißt Biloxi und ist das Zockerparadies an der Golfküste. Dieser Ort wurde vor 5 Jahren zu 90 % von Hurricane Kathrina zerstört. Teilweise ist dies noch gut zu erkennen. Bei der Bauweise der Häuser auch kein Wunder, daß so viel kaputt ging. Aber die einfache Bauweise macht natürlich auch ein Wiederaufbau schneller. Eine andere Philosophie als im Massivbau-Deutschland – nicht unbedingt schlechter….

Die erste Jeans hat sich mittlerweile völlig abgenutzt. Das linke Hosenbein hat sich am offenen Belt durchgescheuert und überall ist Öl und andere Schmiere. In den Tankstellen greifen die Angestellten deswegen schon vorsorglich unter die Theke nach der Kanone wenn ich etwas kaufen will 🙂 Damit nicht doch noch geschossen wird, habe ich mir Ersatz besorgt. Die alte Jeans wird nun als Putzlappen verwendet.

Ich selbst habe auch erste Beschädigungen. Das Gesicht ist von der Sonne arg gerötet und meine Finger bekomme ich von Öl und Schmiere nicht mehr richtig sauber. Die weißen Handtücher in den Motels haben schon arg gelitten – aber ich bin ja schon weg.

Heute wurden die Finger extrem schmutzig. Zum ersten mal hat mich die Shovel getestet, ob ich nicht nur den Gashahn drehen und cool aussehen kann. Mit einem unschönen Geräusch hatte sich wieder die Kupplung verabschiedet. Diesmal lag es aber am Schaltgestänge, bei dem sich eine Schraube gelöst hatte. Zum Glück hatte sich die Schrauber am Bike verfangen. Also mußte ich nur das Schaltgestänge wieder richten und befestigen. Das hat sogar geklappt. Die nächsten Kilometer war ich dann gedanklich mit der Gründung einer Werkstatt (im Güterschuppen) beschäftigt. Wegen der damit verbundenen schwarzen Finger habe ich diese Gedanken dann nicht weiter gesponnen.
Uwe, Biloxi MS

409 Kilometer

Geplant und augerechnet waren für den 3. Tag eigentlich 340 Kilometer. Aber spontane Routenänderung und falsch abbiegen haben die heutige Strecke über 400 Kilometer lang und 9 Stunden auf dem Bock werden lassen. Das ist für Mensch und Maschine aber der Anschlag von dessem was geht. Aber die Strecke war richtig toll. Die meiste Zeit ging es an der Küste entlang und es war auch viel Grün dabei. Und eine Wechsel der Zeitzone in Mexico Beach war heute auch dabei. Es ist aber kaum zu glauben, wieviele Leute hier mit dem Boot unterwegs sind. Entweder auf dem Wasser oder auf dem Trailer hinter einem Pick-Up. Und was die für rießige „Dampfer“ hinterhergezogen werden. Angekommen bin ich nun in Panama City Beach. Hört sich toll an, ist aber ein überdimensionales Lloret de Mar. Zumindest ist mein Motel direkt am Strand und dieser Artikel wird ca. 20 Meter von der Meeresbrandung entfernt verfasst.

Die Shovel schlägt sich richtig gut. Spannend wird es immer dann, wenn lange keine Tankstelle kam und ich nicht weiß wieviele Kilometer ich seit dem letzten Tankstopp zurückgelegt habe. Defekter Tacho…

Ich habe nun angefangen während dem Fahren Fotos zu schießen. Denn würde ich immer anhalten wenn mir etwas gefällt um Fotos zu machen, bräuchte ich mindestens doppelt so lange für eine Strecke.

Mal schaun wie weit ich morgen komme. Gerne würde ich es bis New Orleans schaffen. Aber es sind vereinzelte Gewitter angekündigt. Wäre doof, wenn mich das ausbremsen würde.
Uwe, Panama City Beach

Tag 1 und 2

Nachdem die Shovelabgeholt und beladen war, ging es pünktlich um 12.00 Uhr los. Autsch – bereits nach 5 Kilometer funktionierte die Kupplung nicht mehr. War das schon das Ende bevor es richtig los ging ? Zurück in der Werkstatt wurde etwas rumgeschraubt und es ging wieder. Also um 13.00 Uhr neuer Startversuch.

Jetzt merkte ich, daß es eine 30 Jahre alte Shovel ist. Fahren auf diesem Motorrad ist noch richtige Arbeit, nicht wie auf meiner bequemen Fat Boy mit Evo-Motor, die in Wiesbaden steht.

Die Shovel und ich müssen uns anscheinend auf den ersten paar Hundert Kilometer kennenlernen. Und da ich nicht weiß wie groß der Tank ist und weil der Tacho kaputt ist, ist es eine Rätsel wann ich denn tanken muss. Anhand der Tankbelege,der Routenauswertung und klassischem Dreisatz ist die nun auch geklärt.

Zur Strecke: Bis nach Clearwater war es sehr mühsam, da hier eine Ampel nach der anderen kommt. Daher bin ich auf die Interstate 75 ausgewichen. So konnte ich verlorene Zeit aufholen und den Motor mal „freiblasen“. Nach 5 Stunden Fahrtzeit für 240 Kilometer war dann der erste Tag geschafft.
Von Clearwater ging es dann auf dem HW 19 weiter nach Norden. Zeitweise war ich alleine auf der Straße. Abseits vom Highway liegt der Ort Steinhatchee, ein kleines Nest direkt an der Küste, daß ich nach 6 Stunden fahrt erreichte. Hier gibt es eine Kneipe und ein Restaurant und ca. 50.000 Angelboote und min genasuso vielebe fette Pick-Up´s
Genug für hute, ich will mal in die Kneipe gehen. Dort gibt es einen Online-Musikbox 🙂
Uwe, Steinhatchee